Pressestimmen über Esquinas de Nuez


Tangodanza

2023

Reisende soll man nicht aufhalten, selbst wenn das Ziel unbekannt ist.
Für viele Tangomusiker war das ein Überlebensmotto in der jüngeren Vergangenheit. So auch für Jeremy Fast, der Gitarrist aus dem Rhein-Main-Gebiet. Trotz harter Zeiten wagt er mit Unterstützung des Programms Neustart Kultur eine Veröffentlichung seines neuesten Trio-Albums, mit dem Titel ‘Viajando’. Das Trio ist mit Axel Schmitt (Klarinette und Saxophon) sowie Andrii Fesenko (Akkordeon) neu besetzt. Treu geblieben ist Jeremy Fast allerdings seinem bewährten Stil aus Purismus und Authentizität.

Weniger ist mehr, wenn es um die Wirkung der intimen und klaren Arrangements der neun Titel geht. Man verlässt sich auf die Architektur von Melodie, Rhythmik und Begleitung und findet einen entspannten Platz als Hörer in dieser Ordnung. Das verlangt den Musikern viel Können und Disziplin ab. Niemand versteckt sich hinter üppigen Verzierungen, überbordendem Vibrato oder Wasserfall ähnlichen Unisonoläufen.
Diese CD hätte ich mir gewünscht für meine allererste Tango-Unterrichtsstunde. Leger und sonnig schwingt sich das Trio in jazzige Atmosphären und spendiert den Zuhörern mit kleinen Soli gute Laune.

(Rezension in Tangodanza 94 – 2.2023)


Für Überraschungen ist Raum

Aus dem Darmstädter Echo 02.08.2016

Von Susanne Döring

Argentinischer Tango Das Darmstädter Trio “Esquinas de Nuez” hat seine erste CD eingespielt

DARMSTADT – Jeremy Fast hatte zeitweilig keine Lust mehr auf Jazz. Kann passieren, dass das Studium der Leidenschaft schon mal einen kleinen Dämpfer verpasst. Und so kanalisierte der heute in Darmstadt lebende Gitarrist seine Begeisterung für die Musik in eine andere Richtung und tanzte: Tango. Um dabei festzustellen, dass es da in Bezug auf die ausübenden Musiker noch viel zu tun gibt. Kurz vor Ende seines Studiums in Mainz gründete er deshalb 2014 kurzerhand ein Trio mit einem sehr merkwürdigen Namen: “Esquinas de Nuez” – Nussecken.

Ein Gebäck, das es in Spanien wohl kaum gibt, und wenn man es wörtlich nimmt, hat eine Nuss auch keine Ecken. Aber wie soll man seiner Spanischlehrerin sonst erklären, welches Gebäck man zum nächsten Kurstermin mitbringen wird? Irgendwie passt der Name allerdings, da Jeremy Fast ein wenig Eckiges ins nur allzu Runde des Tangos bringen will: “Wir wollen die hiesige Tango-Szene ein bisschen aufmischen”, sagt er. Da sind dann auch schon einmal Eric Saties “Gymnopédies” zu hören oder auch Klezmer, und unversehens darf der Tango überdies in Swing übergehen.

Zwei Drittel seiner Zeit verbringt Fast am Schreibtisch, denn er arrangiert alle Stücke selbst, indem er die Stimmen passgenau für die Besetzung Saxofon / Klarinette, Akkordeon und natürlich Gitarre organisiert. Der “begeisterte Arrangeur” – so Fast über sich selbst – hört sich zunächst Orchesterversionen der ausgewählten Stücke an, um sie dann nicht allzu steif auf das Trio zu übertragen.

Als Mitstreiter hat er aus dem Studium in Mainz heraus den Saxofonisten Axel Schmitt gewinnen können. Je nach Auftrittsort oder -termin wird er von Carola Kärcher mit ihrer Klarinette ersetzt. Dazu kommt Akkordeonistin Julia Ferrarese. Alle Musiker des Ensembles sind extrem flexibel. Nicht nur, dass Ferrarese Musiktherapie und Kärcher Musikwissenschaft studiert hat: Alle Mitglieder spielen auch in anderen Gruppen mit den unterschiedlichsten Musikstilen. Für Überraschungen im Spiel ist da Raum gegeben.

Einen kleinen Einblick gab das Trio im Januar, als sie vor Freunden das erste Zusammentreffen nach der Babypause von Ferrarese und Fast in einem Atelier im Darmstädter Nordbahnhof feierten. “Esquinas de Nuez” produzierte hier eine intensive Atmosphäre, in der wohl nur wegen der Enge des Raums nicht getanzt wurde.

Auftritte von Rheinhessen bis Heidelberg

Der argentinische Tango der jungen Musiker zieht in Bann, und für das Trio bedeutet es eine eigene Art der Anerkennung, wenn man einfach nur konzentriert zuhört. Auch das Format ist nicht untypisch: “Esquinas de Nuez” ist auch privat zu buchen, um Feiern zu untermalen.

Der Großteil ihrer Einsätze ist allerdings öffentlich, das Auftrittsgebiet reicht von Rheinhessen über Darmstadt und Frankfurt bis nach Heidelberg. Inzwischen ist mit der Produktion einer ersten CD einer weiterer Schritt in die Öffentlichkeit gelungen: In der vergangenen Woche haben sich alle vier an zwei Tagen in den Keller des Darmstädter Tonstudios “Klangkantine” begeben, um zwölf Stücke unter dem Titel “Swingin’ Tango” einzuspielen.

Finanziert wurde das Ganze über Crowdfunding, wobei die gut vernetzte Truppe sogar mehr einnehmen konnte als ursprünglich angestrebt. Ab September wird die Scheibe, die in einer Auflage von 500 Stück erscheint, auf der Homepage des Trios zu erwerben sein.


Tangodanza

2017
Mit Swingin‘ Tango legt das junge, in Darmstadt und Mainz angesiedelte Tango-Trio Esquinas de Nuez, was so viel heißt wie „Nussecken“, sein Debütalbum vor. Im Kern dreht es sich um Tango Argentino – nur etwas beschwingter eben und luftiger womöglich. Dabei schrecken die Musiker Julia Ferrarese (Akkordeon), Axel Schmitt (Klarinette) und Jeremy Fast (Gitarre) nicht davor zurück, noch etwas mehr Gewürze in den musikalischen Mix zu streuen. So finden sich Klassiker des Tango, Elemente jüdischer Musik, ein Werk von Eric Satie ebenso auf dem Album wie eine spritzige Eigenkomposition. Wer die Musik von Quadro Nuevo mag, wird auch an diesem Album Gefallen finden.

Raum für Improvisation ist in der Musik von Esquinas de Nuez angelegt, wobei die Band den Rhythmus – el compás – nie aus den Augen verliert.

Nicht nur hörbar, sondern auch tanzbar. Diesen Anspruch setzen sich die Esquinas de Nuez und präsentieren damit ein Album, das sich sowohl auf Milongas als auch bei einem gemütlichen Glas Wein nach Feierabend hören lassen kann.